Tanken mit Wasserstoff

Tanken ist mit dem Wasserstoffauto häufig eine aufmerksamkeitserregende Tätigkeit. Wasserstofftankstellen befinden sich oft direkt an vorhandenen Tankstellen oder in deren unmittelbarer Nähe. Beim Vorfahren an die farblich hervorgehobene Zapfsäule sieht man mitunter noch den umfangreichen Technikbereich. Wasserstoff wird mit 700 bar Tankdruck - das entspricht etwa 820 bar an der Zapfsäule angezeigter Druck - bei -40° C (nachts -30° C) getankt. Hierzu braucht man die richtig dimensionierten Kompressoren. Und wo Druck aufgebaut wird - wir nehmen als Beispiel das Fahrradschlauchaufpumpen, wo neben der Luftpumpe sich auch der Schlauch erwärmt -, muss bei höheren Drücken gekühlt werden, damit der Kohlfaserverbundstoff des Tanks nicht wärmer als 80° C wird und dadurch sein Verbundstoff aufweichen könnte. Neben der ganz groben Gliederung in Kompressoren und Kühlung befindet sich im Technikbereich auch der mal liegende oder stehende Wasserstofftank, wobei die liegenden sich in mehrere Tanks untergliedern.

Aber zurück zur Betankung: Wenn wir vor der H2-Zapfsäule stehen, fällt der separat stehende oder integrierte Tankautomat auf. Und hier beginnen wir. Als erstes wird die H2-Tankkarte in den Tankautomat eingeführt. Oberhalb des Kartenschlitzes befindet sich ein Display, dass den Tankenden

durch den Tankvorgang führt. Der mit Tankkarte mitgeschickte PIN wird abgefragt. Anschließend kommt die Nachfrage nach dem Zapfpunkt. Bei einfachen Zapfsäulen erscheint das übersichtlich, jedoch gibt es vermehrt Wasserstofftankstellen mit mehreren Zapfsäulen. Busse oder LKWs tanken Wasserstoff „nur“ bei 350 bar. Der Anschluss sieht dort anders aus und erinnert an die Gasbetankung. Wir wählen den 700bar-Zapfhahn aus, der – außer in Hamburg-Mitte und Metzingen – einem konventionellen Zapfhahn ähnelt. Es besteht zudem die Option, sich einen Papiertankbeleg ausdrucken zu lassen. Auf der H2.live-App wird jeder Tankvorgang digital erfasst.

Seit 2019 testen 8 Wasserstoffautofahrer an 8 ausgewählten Tankstellen in Deutschland das Tanken per H2.live-App. Das funktioniert bei bestehendem Mobilfunkempfang sehr gut. Das per App-Tanken stellt die Alternative zur Wasserstofftankkarte dar.

Es sollte ein grünes Lämpchen zur Zapfsäulenfreigabe leuchten. Dann nehmen wir den Zapfhahn aus der Halterung und stellen fest, dass die Wasserstoffdruckleitung längst nicht so flexibel wie beim üblichen Spritleitungen ist. Dafür gibt es keine unangenehmen Benzin-/Dieselgerüche. An diese Umstände gewöhnt man sich schnell. Den Zapfhahn setzen wir auf den zugänglich gemachten Tankstutzen des Wasserstofffahrzeugs sauber auf, ziehen und verriegeln den Griffhebel.

Nun geht es an die Zapfsäule zum Grünen-Startknopf-Drücken zurück. Als erstes, so scheint es manchmal, passiert nichts. Doch die Anlage überprüft alle „Funktionen“ durch einen Druckstoß, wie voll der Wasserstofftank noch ist, wie hoch die Außentemperatur ist usw. Man hört diesen Vorgang. Bei von Linde gebauten Wasserstofftankstellen sieht man sehr hilfreiche Manometer, wo man den jeweiligen Tankfülldruck ablesen kann. Die Air Liquide-Tankstellen haben nachgebessert. Den Druck kann man mittlerweile häufig auf dem großen Display ablesen. Nach dem Druckstoß erfolgt der eigentliche Tankvorgang. Jetzt wird der Tank mit Wasserstoff befüllt. Mit zunehmendem Druck wird überproportional viel Wasserstoff getankt. D.h. dass der Tank bei 350 bar weniger als halbvoll ist und bei den hohen Drücken besonders viel Wasserstoff in den Tank gelangt. Im Sommer erlebt man, dass der Tankbefüllungsdruck eher über dem des Winters liegt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Linde-Wasserstofftankstellen häufiger den gewünschten "Tankstellen"-Druck von 820 bar erreichen als die Air-Liquide-Wasserstoff-Tankanlagen.

Normalerweise füllt man den Tank bis „Oberkante“ auf, aber man kann durch Drücken des Stopp-Knopfes den Tankprozess abbrechen. Dieser Knopf unterscheidet sich sehr wesentlich vom roten Not-Aus-Knopf auf gelbem Untergrund. Den Not-Aus sollte man nur in äußersten, mir

nicht bekannten Notfällen, drücken, weil dann die ganze Tankanlage zum Erliegen kommt und ein weiteres Tanken ohne Eingreifen eines, weit anzureisenden Monteurs nicht mehr möglich ist.

Wenn die Befüllung beendet ist, hört man ein „Seufzen“ der Anlage. Ein Ventil wird geschlossen und es dauert einen kurzen, ca. drei-sekündigen Moment, bis der Druck im Schlauch entwichen ist. Das grüne Startknopf-Lämpchen ist erloschen.

Wie beim konventionellen Tanken löst man nun den Verriegelungshebel und der Griff löst sich. Jetzt ein ganz wichtiger Schritt: Den Zapfhahn nochmal kurz auf den Tankstutzen nach unten drücken und erst dann abziehen.

Und auch das Einhängen des Zapfhahnes an der Zapfsäulenaufnahme sollte kräftig und korrekt erfolgen, weil erst danach die Anlage den Tankvorgang wirklich beendet und sich für den Nächsten vorbereiten kann. Man würde auch nicht den optional angeforderten Tankbeleg am Tankautomat ohne das korrekte Einhängen bekommen.

Der ganze Tankvorgang dauert – trotz der ausführlichen Beschreibung – in etwa so lang, wie bei Benzin- oder Dieselbetankungen und wird zur Sicherheit mit Piktogrammen an jeder Zapfsäule beschrieben. Sollten sich außergewöhnliche Vorfälle ereignen, kann man an den Zapfsäulen das „Not-Telefon“ nutzen oder die 0800 400 20 23 über das Mobilfunkgerät anrufen.