H2-Mobility-App

Die wichtigen und erlebnisreichen ersten drei Monate (März bis Mai 2017) Wasserstoffautobesitz waren auch in Bezug über den Überblick der Tankstellen anders als heute. Vor dem ersten selbständigen Tanken bekamen meine Frau und ich eine Tankunterweisung. Hierzu kam ein, von uns bestellter Mann der Fa. CEP (Clean Energy Partnerchip) aus Hamburg – in unserem Fall – nach Wuppertal, um mit allen Formalitäten und Handlungen die Tankstelle zu erklären. Typisch für eine Unterweisung war der Vorführeffekt, als dem Unterweiser beim Tankversuch es nicht sofort gelang, die Tankstelle zu aktivieren. Mit erneutem Starten des Tankvorgangs ging aber alles gut. Wichtigster Hinweis war, dass der Not-Aus-Knopf nur dann gedrückt werden darf, wenn wirklich nichts mehr anderes hilft, weil als Konsequenz des Handelns ein Monteur ausrücken müsse und den Schaden beheben muss. Also, ein normales Weiterarbeiten bzw. Betanken der Wasserstofftankstelle nach dem Notaus-Drücken ist nicht möglich. Mit der Unterweisung bekamen wir eine Wasserstoff-Tankstellen-Übersicht. Dies übernahm ich auf eine eigene Liste, um auch die Telefonnummern der Tankstellenbesitzer für den Notfall zu haben. Im krassen Gegensatz zu heute waren die Wasserstofftankstellen 2017 recht anfällig. Durch den aufzubauenden Betankungsdruck von mindestens 700 bar bei gleichzeitiger Kühlung von -40° C kamen die neuen Technologien der Wasserstoffzapfsäulen recht rasch an ihre Grenzen. Dies war mir vor dem Kauf des Wasserstoffautos nicht bewusst (und spielt heute keine Rolle mehr).

Im Juni 2017 brachte der ADAC einen Fahrbericht heraus. Die Fahrt begann in München, ging über Österreich bis nach Südtirol, um dann wieder über Österreich zurück und quer durch die Bundesrepublik zu fahren. Auffällige Tankstelle war die in Offenbach vor der Hyundai Deutschlandzentrale. Diese Air-Liquide-Wasserstofftankstelle schaffte es nicht, den Wagen vom ADAC voll zu tanken, weswegen der Weg zur nächsten Tankstelle bei dem dünnen Netz ebenso spannend wurde. Im Fahrbericht wurde zudem die Strecke Berlin-Nürnberg als große Herausforderung angesehen, weil dies an die maximale Reichweite des Wasserstoffautos grenzte und es auf dem Weg keine Tankmöglichkeit gab (das ist heute alles anders).

Am 26.5.2017 führte uns ein Termin von Neckarsulm nach NRW. Erste Betankung fand vor Fahrtantritt fand in Fellbach statt. An diesem recht heißen Tag kamen wir, schnellfahrend und frohen Mutes gegen Mittag für die Zwischenstoppbetankung in Offenbach an der Hyundai-Deutschland-Zentralen-Wasserstofftankstelle an. Das Tankprozedere mittlerweile sehr gut kennend, nahmen wir die Zapfpistole und ließen den Tank befüllen. Schon nach viel zu kurzer Zeit beendete die Tankanlage – ohne den typischen „Seufzer“ – den Tankvorgang. Am Zapfsäulendisplay war zu lesen, dass die Air-Liquide-Tankstelle nicht mehr funktioniert. Frustriert und ängstlich schauten wir anschließend auf die Reichweite des unvollständig aufgetankten Autos. Knapp über 200 km standen da. Dies reichte kaum, um zur nächsten Wasserstofftankstelle nach Düsseldorf oder zurück nach Fellbach zurück zu kommen, da diese über 240 km weit weg lagen. Schon damals gab es an jeder Zapfsäule ein „Notruftelefon“ für Wasserstoffautofahrer und die 0800 400 2023 für unterwegs. Das nutzten wir, riefen dort den sich empathisch zeigenden Diensthabenden an. Dieser suchte erst die Lösung am Reaktivieren der Wasserstofftankstelle, was definitiv nicht möglich war. Dann kam der große Moment der Alternativlösung: Wir müssen 240 km bis nach Düsseldorf fahren, auch wenn der Kilometerzähler eine Restreichweite von 204 km anzeigt. Fahren sie bitte so langsam wie die LKWs. Gesagt, getan. Ins Auto einsteigend machten wir, trotz der Hitze, die Klimaanlage aus, fuhren mit Bangen auf die Autobahn, immer schön wenig Gas gebend. Die ersten Kilometer verschwanden überproportional viele Kilometer auf der Restreichweitenanzeige. Oh Gott, wie sollen wir überhaupt in Düsseldorf ankommen? Auf den ersten Kilometern sank die Restkilometeranzeige drastisch, pendelte sich aber danngut ein. Wir näherten uns mit der langsamen Fahrweise zunehmend den wirklichen, noch zu fahrende Restkilometern. Aus dem urschlechten wurde ein immer besseres Gefühl. Ich wurde so mutig, dass ich auf der Hälfte der Strecke die Klimaanlage wieder anschaltete, weil jene im Vergleich zum Bewegen des Fahrzeugs wenig Energie benötigt. Ab 50 km abwärts zählt bei den asiatischen Autoherstellern die Restreichweite nicht mehr, wird mit ---- angezeigt. Sehr gut ist es, wenn man auf diesen Moment vorbereitet ist – was wir eindeutig bei diesem ersten Mal nicht waren – und den Kilometerstand weiß, um den maximalen Kilometerstand selbst auszurechnen. Vor Düsseldorf haben mit ca. 25 km Reichweite uns noch etwas verfahren. Das hob den Adrenalinspiegel. Doch dann kamen wir irgendwie und -wann an die Düsseldorfer Wasserstofftankstelle, glückselig, dass wir es geschafft hatten. Mit etwa 30 bar, was für den Tank quasi absolute Leere bedeutet, tankten wir den Wagen voll und konnten anschließend sehr entspannt die Fahrt fortsetzen.

Im Juni, ein paar Tage vor der Eröffnung der Bad Rappenauer Tankstelle, wurde die H2.LIVE-App veröffentlicht. Ein grandioser Quantensprung, der für die damalige Zeit von immenser Bedeutung war. Neben den eigentlichen Wasserstofftankstellen wurde die Bereitschaft und die sich in Planung befindlichen Wasserstofftankstellen angezeigt. Erst nur für Deutschland, später im Herbst kamen sukzessive die anderen europäischen Staaten dazu. Damals gab es in Dänemark 10 öffentlich zugängliche Tankstellen, was ich als außergewöhnlich viel ansah. Heute sind es nur noch 8 plus einer sich im Bau befindlichen Tankstellen in Dänemark. Die Bereitschaftsanzeige der deutschen Wasserstofftankstellen hat heutzutage vielleicht an Bedeutung verloren, weil der Service und die Wartung der Wasserstofftankstellen so gut geworden sind, dass jene zu über 99,9 % funktionieren.

10. Nov 2019 -

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